Ostprignitz-Ruppin - Mehr als 1.200 Menschen unterzeichnen Petition gegen Abschuss der Sikahirsche

Di 06.05.25 | 13:37 Uhr
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Symbolbild:Seitenansicht eines Sikahirschs.(Quelle:imago images/blickwinkel)
Bild: imago images/blickwinkel

Vor zehn Jahren entkamen in Ostprignitz-Ruppin Sikahirsche aus einem Gatter einer Privatperson. Die entlaufenen Tiere leben seit der Flucht frei und vermehren sich. Nun sollen sie abgeschossen werden. Dagegen regt sich Widerstand.

Der Widerstand gegen den Abschuss aller freilebenden Sikahirsche in Ostprignitz-Ruppin wächst. Innerhalb von vier Wochen haben mehr als 1.200 Menschen eine entsprechende Online-Petition [change.org] unterzeichnet, die fordert, die Tiere nicht weiter zu schießen. "Es ist unsere Verantwortung, diese Tiere vor unnötiger Gewalt zu schützen", heißt es darin.

Die Entscheidung müsse überdacht werden. Es gebe "sicherlich alternative Lösungen zum Umgang mit unserer gemeinsamen Tierwelt".

Der bisher unbekannte Initiator der Petition listet verschiedene Gründe gegen den Abschuss der Sikahirsche auf. Unter anderem werden Gefahren durch den Sikahirsch angezweifelt.

Die Petition richtet sich an das Brandenburger Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz (MLEUV). Das hatte Anfang April als Oberste Jagdbehörde per Bescheid den Abschuss aller freilebenden Sikahirsche in Ostprignitz-Ruppin gefordert. So solle verhindert werden, dass sich die Tiere weiter ausbreiten und möglicherweise die heimische Flora und Fauna beeinflussen. Warum das ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt angeordnet wurde, ist unklar.

Die Sikahirsche werden vom Bundesamt für Naturschutz als "potenziell invasive Art" eingeschätzt [neobiota.bfn.de]. Das heißt, ihre Ausbreitung könnte zum Problem für andere Tiere oder auch Pflanzen werden.

Sikahirsche entkamen aus Gatter einer Privatperson

Vor rund zehn Jahren entkamen einige Sikahirsche aus einem Gatter einer Privatperson bei Neustadt (Dosse). Die aus Ostasien stammenden Tiere wurden dort gezüchtet, ihr Fleisch sollte verkauft werden.

Die entlaufenen Sikahirsche leben seit der Flucht frei in Ostprignitz-Ruppin und vermehren sich stetig. Es sollen mittlerweile rund 40 Tiere sein, tendenziell sogar mehr. Sie sollen in mindestens drei Rudeln leben - eines davon rund um Lohm.

Auch die Bürgermeisterin von Zernitz-Lohm, Sigrid Schumacher (Grüne), sprach sich gegen einen Abschuss der Tiere aus. "Ich kriege aus allen Ecken Anrufe und auch Bestätigung. Ich habe noch niemanden gehört, der sagte, die Tiere sollen abgeschossen werden - das will niemand", erklärte die Grünen-Politikerin im April in einem Gespräch mit dem rbb. Es habe nur positive Rückmeldungen gegeben.

MLEUV hält an Plänen fest

Trotz aller Kritik hält das MLEUV aber an seinen Plänen fest, bis Mai 2026 sollen demnach alle Sikahirsche in Ostprignitz-Ruppin erlegt werden. Das besätigte das Ministerium dem rbb am Dienstag auf Nachfrage. Mittlerweile sei auf Antrag örtlicher Jagdausübungsberechtigten auch die Schonzeit des Sikawildes per Bescheid ausgesetzt worden, hieß es weiter. Das gelte auch für die Jagd zur Nachtzeit.

Meldungen über bereits geschossene Sikahirsche liegen dem MLEUV als Oberste Jagdbehörde unterdessen noch nicht vor. Das heißt aber nichts, denn: Abschüsse werden zunächst durch die Jagdausübungsberechtigten in der Jagdstatistik erfasst, die dann über die Unteren Jagdbehörden weitergemeldet werden.

32 Kommentare

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  1. 32.

    Sikawild lebt in diesem Land seit 1898. Da ist nichts mehr fremd. Sie finden weitere wilde kleine Populationen in den Hüttner Bergen, im Weserbergland, ist Ostangeln und bestimmt auch an weiteren Orten in Deutschland, gar Europaweit. Da die Tierchen ursprünglich aus Ostasien kommen, brauchen die eigentlich nichtmal eine Landbrücke.
    Sie zählen nicht zu den invasiven Tierarten, sie sind nicht fremd, sie sind nicht mit Nandus vergleichbar. Auch nicht mit Waschbären, eher vll. mit dem Marderhund, der übrigens als heimisch gilt, aber manche gern mit dem Waschbären verwechseln.

  2. 31.

    "Es ist lediglich eine winzige Gruppe von VIERZIG Tieren!?"
    ... die sich auch selbstständig vermehren?!
    Bei den entlaufenen Nandus in McPom waren es auch erst "nur ein paar Tiere" Nun ist es eine sehr große Population, die frische Triebe kahl fressen und einheimische Bodenbrüter verdrängt haben in ihrem Populationsgebiet.
    Wenn eine fremde Tierart hinzukommt, verdrängt sie immer eine hier einheimische Tierart. Das ist nun mal so in der Natur. Wenn Tiere über Landbrücken oder wie auch immer einwandern und sich hier niederlassen, ist das ein natürlicher Vorgang. Aber hier fremde Tierarten aus privater Haltung, die entlaufen, sind definitiv invasive Tierarten und gehören hier nicht her, um unsere heimischen Tierarten zu schützen.

  3. 29.

    Eigentlich ist dies die falsche Debatte, solange man den privaten Import von Neobiota freien Lauf lässt. Die Liste der Neobiota, die erwiesenermaßen unser Habitat nachhaltig ändern (werden), wird immer länger. Natürlich lässt sich die innerkontinentale Ausbreitung aufgrund des Klimawandels praktisch nicht stoppen, aber den humanoiden interkontinentalen Eintrag, der den Prozess noch stark dominiert, könnte und sollte man gesetzlich sanktionieren.

  4. 28.

    DAS ist ja mal eine schöne Nachricht.

  5. 27.

    Was reden sie dann da für nen Quatsch.
    Sie da in Berlin: Haben Sie Wald? Müssen Sie sich um Wald kümmern? Wahrscheinlich nicht.
    Sonst wüssten Sie, dass die Jagd zum Erhalt des Waldes auch notwendig ist. Es gibt hier leider keine Bären, Raubkatzen und Massig Wölfe mehr, die sonst ein einem natürlichen Kreislauf das Rotwild und Schwarzwild zahlenmäßig in Schach halten. Statt Bären und Raubkatzen müssen Jäger ran. Und die dürfen auch nur eine bestimme Anzahl jagen. Das ist alles reglementiert und muss nachgewiesen werden. Jeder Waldbesitzer ist froh, wenn sich ein Jäger findet, der den Rotwild- und Schwarzwildbestand in festgelegen Zahlen hält. Wir Waldbesitzer pflanzen keine jungen Laubbäume und pflegen den Wald, dass nach einem Jahr von zuviel Wild alles kahl gefressen ist. Der Wald ist ein sehr sensibles Gleichgewicht zwischen Tieren und Pflanzen und kein Streichelzoo für ...ach sind die süß....

  6. 26.

    @ZDW genauso ist es. Die Jagd und das Angeln sind aktuell im wirtschaftlichen Aufschwung und wollen bedient werden. Um nichts anderes geht es, denn sonst würde man massiv gegen die teils weitaus gefährlicheren invasiven Insekten vorgehen. Ist aber nicht so spannend, wie Tiere abknallen und sich anschließend als Held fühlen.

  7. 25.

    "Ist es denn so schwer zu verstehen? Nicht alles was fremd erscheint, ist böse."

    Böse ist das falsche Attribut. Es setzt ein Mindestmaß an Bewusstsein und Selbsterkenntnis voraus, was man der Spezies wohl absprechen kann. Es geht eher um die Vermeidung sprunghafter Anpassungsprozesse in den Habitaten mit unbekanntem Ausgang.
    Anpassungsprozesse sind nicht das Ende der Biosphäre. sie können aber je nach Ausprägung auch auf uns selbst stark rückwirken, denn wir können ohne unsere Biosphäre (Artenvielfalt und Diversität) nicht exitieren, auch wenn viele sich sich ständig gegenteilig verhalten.
    Insofern wäre es richtig, diesen unerwünschten Anpassungsprozessen entgegenzuwirken. Präventiv tut sich da seitens der staattlichen Institutionen eher nichts. Statttdessen und da wäre ich bei ihnen, wird wieder ohne nachzudenken einach wild drauf los geballert.

  8. 24.

    "Der Klimawandel bedroht deutlich mehr Pflanzen und Tiere als diese 40 Tiere…"
    Und wir als Waldbesitzer ackern und organisieren uns dumm und dusselig, dass wir den Waldumbau hinbekommen und müssen auch das Rotwild in berechenbaren Größen halten, dass es uns nicht die jungen Laubbäume wegnascht. Bis zu einem gewissen Grand kann die Natur das selber verkraften. Aber wenn alle frischen Triebe wege sind, wächst kein Baum mehr. Unser angestammtes Rotwild ist berechenbar, das kennen die Jäger. Was neu hinzukommt, kennt man nicht und vor allem nicht die Langzeitauswirkungen inkl. mögliche Artenmischungen. Sorry werte angeblichen "Tierschützer". Wenn ihr unsere bisherigen Tiere schützen wollt, dann darf keine hier unbekannte Tierart hinzukommen. Mehr Hirsche und Rehe als derzeit da sind, verträgt der Wald ohne Schaden nicht. Wenn ihr Sikas haben wollt, dann müssen unsere angestammten Hirsche und Rehe eben weichen.

  9. 23.

    Tacheles zurück:
    Ja, Raubtiere regulieren den Bestand. Aber diese Hirsche hier gehören nicht zu unserer Artenwelt und verdrängen dann unser angestammtes Rotwild. Es kann passieren, dass diese Hirschart sich in der Natur so stark durchsetzt, dass wir unsere einheimischen Rotwildarten dann nur noch im Zoo zu sehen bekommen. Das muss nicht sein. Da wo es möglich ist, sollte man unsere Tierwelt bewahren - UNSERE!!! Nicht eine importierte Tierart! Denn mehr Platz in der Natur gibt es nicht. Wenn einer hinzukommt, muss ein anderer weichen. Reicht das zum Verständnis beim Thema invasive Tierarten?

  10. 22.

    Vorsicht Tierschützer! Natürlich gute Menschen. Mit denen ist ja das Problem, dass sie mit ihrer Naivität gern größeren Schaden anrichten.

    ZITAT: Die Entscheidung müsse überdacht werden. Es gebe "sicherlich alternative Lösungen zum Umgang mit unserer gemeinsamen Tierwelt".

    Auf gut deutsch: Man weiß auch keine bessere Lösung, aber die lieben Tierchen müssen geschützt werden, weil die doch so süüüß aussehen. Und wenn das auf Kosten anderer Tiere oder Pflanzen geht, guckt man entweder weg oder startet einfach die nächste Petition, die immer insofern nützlich ist, als man sich dank ihrer als besserer Mensch fühlen kann.

  11. 21.

    Tierarten wurden schon öfter vom Menschen irgendwo verbreitet. Man erinnere sich an den Rattenfloh im Mittelalter...

  12. 20.

    Also alle die hier das Wort Artenschutz in den Mund nehmen sind hoffentlich genau so energisch beim Thema Klimaschutz! Der Klimawandel bedroht deutlich mehr Pflanzen und Tiere als diese 40 Tiere…

  13. 19.

    Also ich dachte eigentlich, das Deutschland einst riesige Bäume hatte, und es viel mehr Biodiversität gab, aber Anscheinend, hat dieses hinterhältige Rotwild, alle Bäume getötet...

    Tacheles:
    In der Natur, regulieren Prädatoren (Wolf und Bär), den Bestand des Wilds, und das ganze nützt sogar allen, weil lahme Wölfe verhungern, und lahmes Wild gefressen wird.

    In Deutschland wird das Wild extra angefüttert, damit es mehr zum Abschießen gibt, und der Jäger entnimmt nicht das schwächste Tier, sondern das Prächtigste, und schadet damit der Gesamten Art, weil er somit deren Genpool verschlechtert!

    In Afrika führt das sogar dazu, das es immer mehr Elefanten ohne Stoßzähne gibt!
    Hunderttausende Jahre hatten sich diese Zähne entwickelt und bewährt, bis Jäger Uwe-Schießt-Auf-Alles, glaubte er könne jemanden damit beeindrucken, seine Potenz steigern, oder sich einen Thron draus basteln.

    Aber verstehe: Wild muss weg wenn Forstwirtschaft, Wald muss weg, wenn Autobahn!

  14. 18.

    Zum Glück haben ja nur 1200 von 3,6 Mio Menschen diese Petition unterstützt, sonst dürfte man am Verstand vieler Menschen zweifeln.

  15. 17.

    Sikawild ist KEINE invasive Tierart. Neben der Unionsliste invasiver gebietsfremder Arten zur VO (EU) 1143/2014 findet man die komplette Liste, inkl. der lateinischen Fachbezeichnungen, bei neobiota.bfn.de. Dort ist weder Sikawild noch Cervus nippon angeführt. Dieses Tierart wurde durch jahrelange "Einbürgerungen" in den verschiedensten Ländern zu "heimischen" Wild und steht auch nicht in bedeutender Nahrungs- oder Territorialkonkurrenz zu den hiesigen Schalenwildarten. Den Sika gibt es seit dem 19. Jahrhundert, den Waschbären seit dem 20. Jahrhundert in DE.
    Ist es denn so schwer zu verstehen? Nicht alles was fremd erscheint, ist böse. Auch wage ich zu bezweifeln, das die Kritiker hier einen Sika auf Anhieb erkennen würden - ist doch 'n süßes Bambi, gelle.

  16. 16.

    Eltern sollten das schon wissen: Erklären Sie die Wahrheit. Invasive Arten, verdrängen unser rotes Eichhörnchen, erregen schlimme Allergien (Ambrosia), verbreiten schlimme oder tödliche Krankheiten (das verstehen auch Kinder) oder schaden unseren Vögeln oder lassen unsere Bienen verhungern.

  17. 15.

    Die würden vermutlich auch die Ambrosia, den Eichenprozessionsspinner (wie süß, so flauschig!), den Waschbären und den Kirschlorbeer schützen wollen. Wie verrückt!

  18. 14.

    Da sieht man mal wieder wie kurssichtig manche menschen sind ob wohl ihnen schon antworten präsentiert werden.

    lies die restlichen kommentare guck eine doku. danach bist du schlauer und weißt wo die gefahr liegt.

    beistimmt nicht bei Berufs Jägern. das ist ja lächerlich deswegen zu jammern wo in anderen ländern Hello Kitty Maschinengewehre für kinder nur zum spaß produziert werden.

  19. 13.

    Das ist ja verrückt habe erst gestern eine Arte Dokumentation bei Youtube über invasive arten geguckt.
    Das ist echt nicht witzig weil man nie weiß in welche Richtung es führen kann.
    50 Jahre später fassen sich dann alle an den kopf und fragen sich wieso niemand was gemacht hat.
    Aber dann gibt es schon gewisse arten an pflanzen nicht mehr die eigentlich eine Lebensgrundlage für Heimische Tiere sind, die damit auch aussterben und verdrängt werden.

    Also bitte. Die Tiere evtl. einfach wieder einfangen und in ein Gehege.
    Aber in Gehegen werden ja auch die Tiere gezüchtet für den verzehr. also kann man sie evtl. auch gleich schießen.
    Aber da muss wirklich was passieren bevor es zu spät ist und Millionen an Umweltschäden verursacht und wir heimische tiere und pflanzen verlieren.

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