Berliner Wohnungsmarkt - Neukölln will möblierte Vermietungen auf Zeit verbieten

Di 06.05.25 | 11:17 Uhr
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Ein Couch-Tisch mit Deko steht vor einem Sofa und einem Esstisch in einer Berliner Wohnung. (Quelle: imago-images/photothek)
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Video: rbb24 | 06.05.2025 | Laurence Thio | Bild: imago-images/photothek

In Berlin werden zunehmend möblierte Wohnungen befristet zu teils horrenden Summen vermietet. Das möchte der Bezirk Neukölln nun zeitnah verhindern. Dadurch soll mehr Wohnraum für dauerhaft in den Kiezen lebende Menschen entstehen.

Der Berliner Bezirk Neukölln will stärker gegen die befristete und möblierte Vermietung von Wohnungen vorgehen. Konkret soll diese Praxis in sogenannten Milieuschutzgebieten zum Erhalt der Sozialstruktur untersagt werden, wie das Bezirksamt mitteilte.

"Wohnen auf Zeit ist in Milieuschutzgebieten grundsätzlich nicht genehmigungsfähig", erklärte der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Jochen Biedermann (Grüne). Denn diese Vermietungspraxis stehe den Zielen der Milieuschutzverordnungen entgegen, die dortige Sozialstruktur zu erhalten und Mieter vor starken Mietsprüngen zu schützen.

Bezirksstadtrat: "Schlupflöcher im Mietrecht ausgenutzt"

Nach Einschätzung des Bezirksamtes richtet sich das Modell "Wohnen auf Zeit" von vornherein nur an Menschen, die bereit sind, deutlich höhere Mieten zu zahlen, als die dauerhaft in dem Gebiet lebenden Personen. Die befristete und möblierte Vermietung könne daher eine Verdrängung der angestammten Bewohner hervorrufen. Es handele sich um eine antragspflichtige Nutzungsänderung. Man sei zuversichtlich, dass die neue Verwaltungspraxis einer etwaigen gerichtlichen Überprüfung standhalte, so der Bezirksstadtrat.

"Bei der befristeten und möblierten Vermietung werden Schlupflöcher im Mietrecht ausgenutzt und horrende Summen verlangt", erklärte Biedermann. "So kommt schnell eine Gesamtmiete von 3.500 Euro für 80 Quadratmeter zustande. In Neukölln ist das kein Einzelfall." Das ist möglich, weil das Bürgerliche Gesetzbuch eine Ausnahmevorschrift enthält, die besagt, dass Mietverhältnisse zum vorübergehenden Gebrauch nicht unter die Mietpreisbremse fallen.

Auch Wegner hat das Problem im Blick

Auch in anderen Berliner Bezirken nimmt die befristete Vermietung möblierter Wohnungen zu. So hat der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf bereits im vergangenen Jahr angekündigt, kein möbliertes Vermieten in Milieuschutzgebieten mehr zuzulassen, auch in Friedrichshain-Kreuzberg gibt es einen entsprechenden Vorstoß.

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte sich erst vor wenigen Tagen für härtere Strafen ausgesprochen, um gegen Verstöße gegen die Mietpreisbremse vorzugehen. Dabei sei auch der Aspekt möblierter Wohnraum ein Teil des Problems, so Wegner. "Da stellt man einen Stuhl rein und schwuppdiwupps gilt die Mietpreisbremse nicht mehr", sagte der Bürgermeister. Er stellte die Möglichkeit einer Bundesratsinitiative in Aussicht, um eine Lösung auf Bundesebene voranzutreiben.

Sendung: rbb24 Abendschau, 06.05.2025, 19:35 Uhr

165 Kommentare

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  1. 165.

    Wenn dieser Tausch auf die eigene Wohnungsgesellschaft beschränkt ist, unter, mir nicht bekannten Bedingungen, engt das den Nutzen, räumlich und standartmäßig stark ein, vielleicht ändern sich die Ansprüche mit veränderter Lebenslage oder ein Berufs - und persönlich bedingter Ortswechsel steht an. Es ist außerdem nicht die ultimative einzige seligmachende Lösung, die alle Probleme löst.

  2. 164.

    Bitte nicht, das hatten wir bis 1989 und brauchen wir wirklich nicht noch mal. Die meisten Berliner leben gut und günstig zu im Durchschnitt 8 Euro pro qm. Neubaumieten kosten so viel, wie sie kosten müssen, um die Neubauten zu finanzieren. Neuvermietungen im Bestand liegen irgendwo dazwischen, Bestandsmieten passen sich langsam an (zu langsam für ausreichend Instandhaltungsrücklagen, was auch noch zum Problem werden wird). Das alles im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten und Zwänge in einer weltoffenen wachsenden Stadt, in der jeder willkommen ist und sich dann nicht gewundert werden braucht, wenn Neuberliner auch eine Wohnung möchten und vielleicht mehr Geld dafür bereit sind zu zahlen als man selbst.

  3. 163.

    Wo sollen diese Gebiete denn liegen? In und um Gera, Ostbrandenburg? Selbst in Bremen, Oldenburg und großen Teilen des Ruhrgebiets steigen die Mieten und Wohnraum ist knapp. In Stockholm wird fast nur noch "untervermietet" und in den Niederlanden steht man deswegen vor einer Staatskrise. In London stehen ganze Straßenzüge fast Leer, nur noch Spekulationsobjekte und Statussymbole Sehr Reicher Scheichs und co. Was auch dem Eigentümerfreudlichen Gesetzen geschuldet ist. Das passiert, wenn man eine "Nation von Eigentümern" ist. (Siehe auch Irland.) Nur ein entschlossenes Umsteuern kann eine Lösung sein. Von 2008 hat wohl niemand gelernt, lähmt aber die Politik.

  4. 162.

    Stimmt. So, wie Kleinanleger auf Jagd nach den besten Zinsen gehen, machen das Finanzprofis auch, müssen schließlich den Zins der Kleinanleger erwirtschaften. Und nur, wenn sich auch auf dem Mietmarkt im Vergleich zu anderen Investitionen genügend erwirtschaften lässt, wird darin investiert. Die Konkurrenz zwischen Angeboten und Bedarfen zu- und gegeneinander bildet den fairen Mietpreis. Verwerfungen gibt es in Berlin hauptsächlich dadurch, dass die Angebote längst den Bedarfen hinterherhängen. Das liegt aber nicht an den Vermietern, sondern an den Rahmenbedingungen hier. In anderen Regionen in Deutschland finden Sie jederzeit günstigen Wohnraum, obwohl auch dort Vermieter natürlich Gewinne machen.

  5. 158.

    Das ist schon richtig, nur baut das typische Model der letzten 20 Jahre auf Altbeständen aufbaute. Angefangen vom verscherbeln von öffentlichen Wohnraum an Konzerne bis zur Objekt für Objektweisen Umwandlung in Eigentumswohnungen. Die Wohnungskrise betrifft zumindest fast alle westlichen Industrieländer, auch weil das ungleich verteilte, aufgehäufte Kapital zur Vermehrung neue Spielplätze brauchte. Der Kapitalmarkt benötigt aber höhere Renditen, als die von AAA+ Staatsanleihen oder dem allgemeinen Lohnerhöhungen. Dieses exponentielle Wachstum stößt, wie bei jedem anderen Ponzi - System an Grenzen und bringt Menschen und Staatsfinanzen in Not.

  6. 157.

    ,,Rund 25 Euro mehr Miete soll Andreas H. für seine Wohnung in Berlin-Mitte künftig im Monat zahlen. Schließlich sei sie gut an Bus und Bahn angebunden, argumentiert sein Vermieter, und er könne um die Ecke einkaufen. Das will Hoffmann nicht akzeptieren. Er spricht von "ausgedachten Merkmalen", die nicht im Mietspiegel stehen – und die sein Vermieter nicht als Begründung für eine Mieterhöhung nutzen dürfe. Seit dem vergangenen Jahr streitet sich Hoffmann deshalb mit seinem Vermieter vor Gericht: Er stimmte der Erhöhung nicht zu, der Vermieter klagte.''

  7. 156.

    Na gut, dieses Zinsniveau war die absolute Ausnahme und niemand wusste und weiß auch jetzt nicht, wo die Zinsen in 3 Jahren stehen werden. Aktuell sind sie höher als vor 3 Jahren und Immobilien etwas günstiger. Aufgrund explodierter Baukosten jedoch nicht so günstig, wie sie aufgrund des Zinsniveaus sein müssten, um refinanzierbaren Neubau zu gewährleisten.
    Das "kluge" Geschäftmodell ergab sich rein zufällig und wer heute trotz aller Widrigkeiten baut, kann in 10 Jahren ebenfalls "klug" gewesen sein oder auch nicht. Ohne Bauen wird es aber nicht funktionieren.

  8. 155.

    Bla, bla, bla....seit Jahren wird diese böse Märchen von den vielen uneigennützigen und fairen Vermietern erzählt. Findest Du das nicht selbst peinlich?

  9. 154.

    Ich muß mich etwas korrigieren, hab wohl zuviel forciert. ich bin natürlich gegen die Privatvermieter, häufig noch möbliert, um die Miete zu maximieren! und auch gegen die Forcierung der eigentumswohnungen. da existiert eine ungeheure Blase, die bald platzt! Die Preise sind unmenschlich utopisch und zerstören unsere Mieterstadt berlin. Es ist nicht mehr lebenswert dadurch. Bald leben nur noch Reiche in Berlin, aber ohne Kunst und Kultur - nur langweilig und abgeschottet unter sich.

  10. 153.

    Hier versuchen einige altbekannte Trolle, die Meinungsfreiheit im Sinne der Immobilienhaie, durchzusetzen. Entlarvt.

  11. 152.

    Alles in Ihrem dürftigen Post, ist Diffamierung und Hetze unterster Schublade. Man sollte Sie, wenn man könnte, für Verleumdung belangen!

  12. 151.

    Ich weiß nicht, ob ich Ihnen persönlich damit Unrecht tue, aber einige Kommentare hier hören sich an als hätten manche Angst um ihr ach so "kluges" Geschäftsmodel. "Kostenlose Altersversorgung", durch nach Verdoppelung des Kaufpreises innerhalb weniger Jahre erworbenes Eigentum zu Billigzinsen.. In dem Glauben, daß dies immer so weiter geht.

  13. 150.

    Sie sind ja optimistisch. Die Menschen in Deutschland sind über Jahre hinweg zu abhängigen Mietern erzogen worden und sollen nun auf einmal Interesse an der Freiheit haben, indem Sie ins Eigentum ziehen. Es gibt viel zu viele Menschen, die lieber in der von Lobbyisten wie dem Mieterverein oder der Linken geschaffenen Mieterblase dahinvegetieren. Es ist leider traurige Realität, dass diese Unmündigkeit über Jahre hinweg anerzogen wurde. Dann werden immer wieder Vorwände ins Feld geführt, dass man sich eine 50qm-Wohnung für 250.000 Euro bei den aktuell hohen Zinsen für ca. 1.000 EUR (Zins und Tilgung)an die Bank nicht leisten kann. Sehr oft ist aber eher ein nicht leisten wollen als ein nicht leisten können.

  14. 149.

    Das ist so leider FALSCH! Diese Möglichkeit gibt es bei den landeseigenen Vermietern schon seit Jahren. Das man es vermieterübergreifend nicht gesetzlich verankert ist vollkommen nachvollziehbar, weil man sich seine Vertragspartner ja selbst aussuchen möchte. Es gibt wirklich schlechte Mieter, die man so anderen Menschen als "schwarzen Peter" aufs Auge drücken könnte. Das macht vermieten immer unattraktiver. Es muss eher wieder eine normale Einstellung her, dass Mieten die vertragliche, zeitlich beschränkte Gewährung des Gebrauchs einer Sache gegen Entgelt ist und kein Dauerzustand.

  15. 148.

    Man kann vieles machen, auch das, aber bei immer mehr Menschen auf begrenztem Markt, werden die Preise dennoch weiter steigen. Was man nicht machen sollte, ist, das Vermieten unattraktiver zu machen, denn ohne neues, zusätzliches Kapital im Markt wird es keine einzige neue Wohnung geben und die Mieten werden noch schneller steigen. Nur ein weiteres Pflaster drauf, wie in Neukölln angedacht, reicht schon lange nicht mehr, aber wird ja eh nicht lange Bestand haben, falls es überhaupt kommt.

  16. 147.

    Da möchte ich Ihnen widersprechen. Der fiktive Wert der Immobilie ist durchaus relevant für die Mieten. Aus welchem Grund wird preiswerter Wohnraum vernichtet, sprich abgerissen? Richtig, um neu zu bauen und teuer zu vermieten oder teures Wohneigentum anzubieten. Kann man in Berlin wunderbar beobachten. Und die möblierte Vermietung in Milieuschutzgebieten ist auch nichts anderes, als bezahlbaren Wohnraum zu vernichten. Schon Normalverdiener haben Probleme bei der Wohnungsfindung.

  17. 146.

    Wie wäre es den vorhandenen Wohnraum besser zu verteilen. Wenn zum Beispiel die Kinder aus dem Haus sind die Wohnung mit einer größer werdenden Familie tauschen. Dafür gibt es keinen Anreiz, erstens weil da die Vermieter, nach heutiger Rechtslage nicht mitspielen und zweitens die neue Miete für die kleinere Wohnung nicht niedriger sein wird, wie für die Große und die Große für die junge Familie nicht bezahlbar. Dies wäre zwar auch nur ein Baustein, aber mit einem bisschen guten Willen des Gesetzgebers, schnell realisierbar. Nicht zuletzt wurde das Mietrecht seit den 70/80er Jahren wegen prognostizierten Bevölkerungsrückgangs immer Mieterunfreundlicher,

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