Leerstand in Neubau - Bezirksamt Neukölln verhängt 75.000 Euro Zwangsgeld gegen Wohnbaufirma

Mi. 21.05.25 | 15:00 Uhr
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Symbolbild: Hochhaus, Wohnpark St. Marien in der Eschersheimer Straße in Berlin-Neukölln.(Quelle:imago images/Schoening)
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Video: rbb24 Abendschau | 21.05.2025 | Axel Walter | Bild: imago images/Schoening

Trotz Wohnungsnot stehen viele Wohnungen im neugebauten Hochhaus Ruth in Neukölln seit Monaten leer. Der Bezirk hat gegen den Eigentümer, das katholische Petruswerk, nun für 15 leerstehende Wohnungen ein Zwangsgeld verhängt.

Das Bezirksamt Neukölln hat Anfang Mai ein Zwangsgeld gegen die Katholische Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaft Petruswerk verhängt. Das bestätigte ein Sprecher des Bezirksamtes rbb|24 am Mittwoch auf Nachfrage. Zuvor berichtete der "Tagesspiegel".

Demnach wurde für 15 leerstehende Wohnungen in dem neugebauten Hochhaus Ruth ein Zwangsgeld über je 5.000 Euro verhängt - in Summe 75.000 Euro. Laut Bezirk wurde die Eigentümerin zuvor mehrfach aufgefordert, die leerstehenden Wohnungen zu vermieten. Aktuell konnte das Petruswerk keinen Mietnachweis für die 15 leerstehenden Mietobjekte erbringen, wie der Bezirkssprecher weiter mitteilte.

Höheres Zwangsgeld nach drei Monaten möglich

Diese Zwangsgelder sind keine laufende Zahlungen. "Sofern auch weiterhin kein Mietnachweis erbracht wird, kann im nächsten Schritt ein Zwangsgeld dann in Höhe von weiteren 10.000 Euro pro nicht vermieteter Wohnung verhängt werden", so der Sprecher.

Die nächste Stufe eines solchen Zwangsgeldes wäre frühestens nach drei Monaten möglich, also ab August. Aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes möchte das Bezirksamt Leerstand möglichst verhindern. "Das Zwangsgeld dient insofern dem Zweck, dass eine Vermietung erfolgt und die Eigentümerin auf eine Vermietung verpflichtet wird."

"Leerstand baut sich sukzessive ab"

Auf Nachfrage teilte ein Sprecher des Petruswerk am Mittwoch mit, dass "die planerischen und baubehördlichen Notwendigkeiten sehr hohe Baukosten verursachten". Derzeit gebe es im Haus Ruth einen Leerstand von elf Wohnungen. Für die Wohnungen gäbe es ständig neue Interessenten, hieß es weiter. Die Vermarktung erfolge demnach direkt sowie über einen Immobilienmakler. "Dabei kommt es mit konstantem Verlauf zu fortwährenden Vermietungen. Der Leerstand baut sich entsprechend sukzessive ab", sagte der Sprecher.

Den Angaben zufolge sei das Bezirksamt über die "Vermarktungsbemühungen und den Vermietungsstand immer jeweilig aktuell informiert" worden. "Dass das Bezirksamt uns in dieser Angelegenheit bei einem Gesamtneubau von 601 Wohnungen wegen eines noch bestehenden Leerstandes von elf Wohnungen eine Untätigkeit im Bereich der Vermietung und somit eine Zweckentfremdung vorwirft, halten wir für nicht korrekt."

Kaltmiete zwischen 19 und 28 Euro

rbb|24 berichtete bereits im November 2024 über die Situation im St. Marien-Wohnpark. Ein Grund für den Leerstand könnte der hohe Mietpreis sein, der zwischen 19 und 28 Euro Netto-Kaltmiete liegt, je nach Geschosshöhe der Wohnung. Damals sagte Douglas Fernando, Geschäftsführer des Petruswerks: "Die ursprünglich noch im Jahre 2023 bei den Angebots-Objekten aufgerufenen Durchschnittsmiete wurde bereits 2023 erheblich und im Jahre 2024 noch einmal geringfügig gesenkt. Eine weitere Senkung der Mieten ist grundsätzlich nicht geplant." Zum nun verhängten Zwangsgeld hat rbb|24 zunächst keine Antwort vom Petruswerk erhalten.

Das Bezirksamt teilte mit, auf die Höhe der Miete habe es keinen Einfluss, "da es sich um einen Neubau handelt und der Mietspiegel beziehungsweise andere mietrechtliche Instrumente wie die Mietpreisbremse nicht angewandt werden können".

Sendung: rbb24 Abendschau, 21.05.2025, 19:35 Uhr

91 Kommentare

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  1. 91.

    Es gibt eine Reihe entsprechender Urteile. Schauen Sie in die entsprechenden Datenbanken und Sie werden fündig werden.

    Aber wenn Sie anderer Meinung als Molan sind, nennen Sie doch Urteile, die die Auffassung von Molan widerlegen

  2. 90.

    Es ist immer wieder erstaunlich, wie über Eigentümer hergezogen wird.

    Wenn hier das Petruswerk Wohnungen zum realen Preis vermietet, ist das nicht illegal. Die genannte Miete ist durchaus real.

    Klar wollen viele Mieter eine tolle Wohnung zum Spottpreis

    Es steht jedem Bürger frei, sich selbst eine Immobilie anzuschaffen. Das ist auch mit mittlerem Einkommen möglich und im Hinblick auf die Rentenentwicklung auch ratsam.

    Aber Bashing ist natürlich viel einfacher. Zumal es in Berlin genug Wohnungen gibt. Nur halt nicht immer im Wünschbezirk.

    Auch muss die Wohnfläche an das Einkommen angepasst werden.

  3. 89.

    Ich schließe mich der Forderung von Perseus an. Nennen sie uns doch mal ein Beispiel! Da wird nie eins kommen.

  4. 88.

    Ihr Tonfall ist genauso mangelhaft wie Ihre Rechtskenntnis.

    Das Zweckentfremdungsgesetz regelt auch, dass es zu keiner wirtschaftlichen Notlage des Eigentümers kommen darf

    Darüber hinaus ist diese Vorschrift nicht anwendbar, wenn der Vermieter vergeblich versucht hat, geeignete Mieter zu finden.

    Mit solchen Vorschriften werden Investoren vergrault. Schon komisch, wenn man dringend Investoren braucht um Wohnraum zu schaffen aber andererseits Investoren vergrault werden.

    Was soll der Vermieter machen, wenn trotz intensiver Suche kein geeigneter Mieter gefunden wird, der die erforderliche Miete zahlt? Daher ist ein Rechtsstreit durchaus erfolgversprechend.

    Natürlich steht es dem Bezirk frei, dem Vermieter geeignete Mieter zu stellen, die die erforderliche Miete dann zahlen.

  5. 87.

    Sie haben das Problem erkannt. Es soll keinen Leerstand geben. Nur das Wort soll muss ausgelegt werden. Das soll bedeutet nicht, dass Leerstand unzulässig ist.

    Natürlich kann man zu einer geringeren Miete vermieten und spricht dann eine Verwertungskündigung aus. Dafür reicht in Berlin ein Verlust von 50%.

    Natürlich kann auch das BA im Rahmen der Ersatzvornahme Mieter stellen, die die geforderte Miete zahlen können.

    Bisher haben die Bezirke in vergleichbaren Fällen vor Gericht verloren.

    Diese Wohnungen sind durchaus ihr Geld wert. Habe selbst eine solche besichtigt.

    Letztlich muss jeder Vermieter zumindest kostenneutral vermieten.

  6. 86.

    "Letztlich wird der Bezirk auch hier wieder vor Gericht scheitern. In der Vergangenheit ist der Bezirk in ähnlichen Verfahren bei Gericht immer unterlegen."

    Tatsächlich? Bringen sie uns ein Beispiel, statt hier Fake News zu verbreiten. Eins!

  7. 85.

    Dann schauen Sie sich das Zweckentfremdungsverbot an. Dort ist klar geregelt, dass ein Leerstand nicht länger als drei Monate dauern soll. Es ist also nur folgerichtig, dass das Bezirksamt tätig wird. War ja auch mit Ansage.

    Leerstand trägt zur Wohnungsknappheit bei. Kann also nicht im Interesse der Allgemeinheit sein.

    Aber ich weiß schon, die armen Vermieter….

  8. 84.

    Wer keinen solventen Mieter zum erforderlichen Mietpreis findet, handelt nicht illegal.

    Niemand kann mit Verlust vermieten

    Das Gesetz zwingt keinen Vermieter, einen Verlust hinzunehmen.

    Letztlich wird der Bezirk auch hier wieder vor Gericht scheitern. In der Vergangenheit ist der Bezirk in ähnlichen Verfahren bei Gericht immer unterlegen.

  9. 83.

    Nach den Strafgeldern würde ich schon aus Gnatz eine Firma gründen und Ferien-Apartments für Touristen draus machen. Der Staat ist schuld an der Geld-und Wohnungsnot und mischt sich ein in Privatangelegenheiten.

    Der Staat sollte nur zuständig sein für:
    -Schutz (Polizei, BW, Gerichte)
    -Bildung (Schulpflicht)
    -Wohlfahrt (Gesundheitssystem, Rente)

  10. 82.

    Ja, dass der Politiker hier wenigstens seinen Rücktritt als Wiedergutmachung für den entstandenen Reputationsschaden anbietet wäre mehr als angebracht.

  11. 81.

    Lieber keine Mieter als schlechte Mieter. Die wird man nämlich in Deutschland so schwer wieder los, wenn diese erst einmal drin sind.

  12. 80.

    Da stimme ich Ihnen zu. Aber die verfehlte Wohnraumpolitik der letzten 30 Jahre kann man so schnell nicht aufholen. Mieten sollte immer nur ein temporärer Zustand sein, kaufen das Ziel. Die Schaffung eigener Unabhängigkeit ist so enorm wichtig.

  13. 79.

    "Ein gutes Mittelmaß wäre eine Lösung." Die Baukosten müssen sich auf einem überschaubaren Horizont amortisieren, da werden Sie nicht drum herum kommen bei den Mieten je nach Objekt und den konkreten Baukosten und laufenden Kosten für das Grundstück, Medien etc.

  14. 78.

    Miete nur 26€ pro m2. Da können nur reiche Bürger dort einziehen. Und wer sich schon diese Summe hat, kauft sich ein Haus und mietet nicht eine Luxuswohnung. Mietwohnung waren ursprünglich für armen Bevölkerung gedacht. Nur das war nun Vergangenheit für alle Mietern im Land.

  15. 77.

    Ein gutes Mittelmaß wäre eine Lösung. Weder überhöht noch zu billig. Die staatlichen Subventionen für Wohnungsbau und Mieten sollten nicht dazu genutzt werden, dass sich einige wenige die Taschen vollmachen mit ihren „Investitionen“.

    Gilt auch für andere sensible Bereiche wie Gesundheit oder Pflege. Das führte hier aber zu weit.

  16. 76.

    zu geringe Mieten = schlechte Mieterstruktur = sich weiter verschlechterndes Wohnumfeld = keine Investition = kein Neubau

  17. 75.

    Überhöhte Mieten = keine Mieter = keine Kaukraft = Leerstand von Wohnraum bei gleichzeitiger Wohnungsnot.

    Dieser „arme“ Vermieter kann sich keine Mieteinnahmen leisten. Just saying

  18. 74.

    "Oder so: um weitere und höhere Zwangsgelder zu vermeiden, müssen die mieten gesenkt werden, damit sich Mieter finden" Mmmh. Was passiert wohl, wenn man als Vermieter unter den geplanten Einnahmen vermietet, man aber natürlich noch Kredite zurückzahlen muß und die Wohnung danach nicht mehr als neuwertig am Markt hat? Eher könnte man noch ein Nullsummenspiel betreiben, die Mieten der unvermieteten Einheiten runter und dafür die bereits vermieteten hoch.

  19. 73.

    Bei mehrjährigem Leerstand kann es mit den Bemühungen nicht weit her sein. Vielleicht ist es auch am Markt vorbeigeplant. Risiko!

    Das Zweckentfremdungsverbot ist ziemlich eindeutig. Bisher aber ein zahnloser Tiger.

  20. 72.

    Bitte erst den Artikel lesen und dann in die Tasten hauen: "(...)Den Angaben zufolge sei das Bezirksamt über die "Vermarktungsbemühungen und den Vermietungsstand immer jeweilig aktuell informiert" worden. "Dass das Bezirksamt uns in dieser Angelegenheit bei einem Gesamtneubau von 601 Wohnungen wegen eines noch bestehenden Leerstandes von elf Wohnungen eine Untätigkeit im Bereich der Vermietung und somit eine Zweckentfremdung vorwirft, halten wir für nicht korrekt(...)"
    Das Bußgeld wurde vollkommen zu Unrecht von dem Grünen Bezirksstadtrat erhoben, hier sollte man den Rücktritt umgehend fordern, weil es ein absoluter Skandal ist!

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