Bürgerproteste - Altdöbern stoppt geplante Fusion mit Großräschen

Do. 22.05.25 | 17:49 Uhr
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Ortseingang von Altdöbern, Bild: Antenne Brandenburg/Iris Wußmann
Ortseingang von Altdöbern | Bild: Antenne Brandenburg/Iris Wußmann

Die Gemeindevertretung von Altdöbern zieht einen Schlusstrich unter die geplante Eingemeindung mit Großräschen. Der Grund: Erhebliche Kritik und 730 Unterschriften aus der Gemeinde.

Die Gemeindevertretung von Altdöbern (Oberspreewald-Lausitz) hat am Mittwochabend den Beschluss zur geplanten Fusion mit der Stadt Großräschen aufgehoben. Sie gab damit der Kritik vieler Einwohner nach. Mehr als 730 Unterschriften hatten Bürger und Bürgerinnen gegen das Vorhaben gesammelt.

Die Gespräche zur Eingemeindung sind damit jetzt beendet. Durch den Zusammenschluss hätte die Gemeinde zum einen von den Gewerbesteuern Großräschens profitiert und zum anderen auch mehr Fördergelder erhalten können. Aber für viele Einwohner lief die Planung zu einseitig und war die Informationslage zu dünn.

Keine Gespräche mehr zur Eingemeindung

Im Februar hatte die Gemeindevertretung in Altdöbern entschieden, Gespräche mit Großräschen über eine mögliche Eingemeindung aufzunehmen. Dieser Plan stieß schnell auf Kritik und zentrale Fragen blieben unbeantwortet. "Die Bürger fühlten sich nicht mitgenommen und wurden nicht informiert darüber", sagte Mathias Brauer, ein Mitinitiator der Bürgerinitiative dem rbb am Dienstag. "Es stehen ja verschiedene Positionen zur Debatte. Was passiert mit der Schule in Altdöbern? Dem Schwimmbad, dem Kultursitz und den Kitas?" Viele Bürger und Bürgerinnen sahen laut Brauer die Gefahr, dass sie ihre Infrastruktur verlieren.

Die Bürgerinitiative entwickelte sich kurz nach dem Beschluss im Februar. Innerhalb von vier Wochen kamen 730 Unterschriften für ein Bürgerbegehren und geplanten Bürgerentscheid zusammen - weit mehr als die erforderlichen 204 Unterschriften.

In der Sitzung am Mittwochabend akzeptierten die Gemeindevertreter von Altdöbern das Bürgerbegehren und stoppten die geplante Fusion. Mit dem neuen Beschluss ist auch der Bürgerentscheid vom Tisch und nicht mehr notwendig. Altdöbern und Großräschen dürfen keine Gespräche mehr zur Eingemeindung führen.

Gemeinden wollten aus finanziellen Gründen fusionieren

Die geplante Fusion hatte vor allem finanzielle Hintergründe. In Altdöbern herrscht aufgrund mangelnder Wirtschaftskraft Investitionsstau, während Großräschen deutlich höhere Gewerbesteuer abwirft, zum Beispiel durch ansässige Unternehmen. Als Ortsteil von Großräschen hätte Altdöbern dadurch Zugriff auf die höheren Steuereinnahmen bekommen.

Daneben hätten beide Gemeinden die Marke von 10.000 Einwohnern erreicht und dadurch mehr Förderung erhalten. Viele Programme vom Land als auch vom Bund staffeln nach Einwohnerzahl.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.05.2025, 10:30 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Im Wahlverhalten unterscheiden sich Großräschen und Altdöbern nicht wesentlich. Bei der letzten Bundestagswahl erzielte die AfD in Großräschen 41,9 %, in Altdöbern 43,6 % der Zweitstimmen.

  2. 11.

    Nur abwarten!

    Die Vorboten: Landtagswahl 2024 haben die beiden Braunen in Altdöbern 49.9% geholt und bei der Bundestagswahl 2025 waren es für die zusammen 54,2%...

  3. 10.

    Dumm nur, dass die SPD in der Gemeindevertretung von Altdöbern die absolute Mehrheit stellt (7 von 12 Mitgliedern).

  4. 8.

    Gute Entscheidung! Wer überwiegend die AfD wählt und damit gegen den Staat ist, kann nicht gleichzeitig von diesem Staat auch noch Geld haben wollen! Hoffe, dass in der Region sämtliche Förderungen, auch die mit dem Strukturwandel abgeschafft werden - es kann nicht sein, dass fremde Leute diese Region finanzieren müssen.
    Den Rest schafft der Ort dann selber.

  5. 7.

    "Die Bürger fühlten sich nicht mitgenommen und wurden nicht informiert darüber"

    oder richtiger "Ich bin dagegen! Worum geht's eigentlich?"

    Der übliche Unsinn also derer, die etwas verhindern wollen.
    Als nächstes steht dann wohl die Abwahl des Bürgermeisters an, das ist in Brandenburg ja auch schon Volkssport.

  6. 6.

    "In Altdöbern ist der Hund begraben und so wie es aussieht wird sich daran nichts ändern."

    Auch wenn es für sie vielleicht nicht vorstellbar ist so gibt es auch Menschen und Gemeinden die mit dem Istzustand zufrieden sind.
    Ich für meinen Teil fühle mich Pudelwohl "auf dem Land" und möchte nie wieder zurück in die Großstadt!
    Übrigens: alles hat immer 2 Seiten, es gibt nicht nur Vorteile durch eine Fusion!

  7. 5.

    Eine weise Entscheidung der Altdöberner Bevölkerung und ihrer Gemeindevertretung! Die Tendenz zu immer größeren Gemeinden, bedingt durch das sehr einfache Verfahren nach § 6 Abs. 3 und 4 der Brandenburgischen Kommunalverfassung stellt vor dem Hintergrund bürgernaher Verwaltung und Mitwirkungsmöglichkeiten der Bevölkerung in örtlichen Angelegenheiten eine bedenkliche Entwicklung dar, die eine zunehmende Entfremdung zwischen (Kommunal-) Politik einerseits und Bürgerinnen und Bürgern andererseits zu Folge hat. Kleine, überschaubare Einheiten stellen ein wichtiges Element bürgerschaftlicher Partizipation dar.

  8. 4.

    Ich lese immer nur von den Vorteilen die das bringen soll.
    Übertragen gesagt: Spricht bei 10 Vorteilen eigentlich auch mal jemand über die möglichen 20 Nachteile und vielleicht 30 weiteren Probleme?
    Einige Bürger tun dies glücklicherweise!

  9. 3.

    Wie kann man nur so stur sein. Der Zusammenschluss wäre für Altdöbern ein Gewinn.
    In Altdöbern ist der Hund begraben und so wie es aussieht wird sich daran nichts ändern. Mit mehr Haushaltsmittel käme die Ortsentwicklung schneller voran.

  10. 2.

    Gefühlte Wahrnehmungen gegenüber ökonomischen Aufschwung in der Realität. So was kann man sich nicht ausdenken!
    Typisch afd Wahlvolk! Fast die Hälfte der Stimmen bei der letzten Wahl hat die gesichert rechtsextreme afd bek.

    https://www.rbb24.de/politik/wahl/bundestag/wahlkreise/2025/landkreise/oberspreewald-lausitz/altdoebern-G12066008.html

    Und dann meckern das nichts passiert und die da oben erstmal... mit logischen Denken hat das alles nichts zu tun!

  11. 1.

    Egal, weder Großräschen noch Altdöbern interessieren ab einem Radius von 50km.

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