CDU und SPD - Was die Brandenburger Basis vom schwarz-roten Koalitionsvertrag hält

Sa. 26.04.25 | 15:24 Uhr | Von Tobias Hausdorf
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Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident des Landtages Brandenburg, beim Landesparteitag der SPD Brandenburg. (Quelle: dpa/Michael Bahlo)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 26.04.2025 | Michael Schon | Bild: dpa/Michael Bahlo

Union und SPD stehen kurz vor dem Ende der Abstimmungen über den Koalitionsvertrag: Die CDU will am Montag entscheiden, bei der SPD läuft noch bis Dienstag ein Mitgliedervotum. Wie ist die Stimmung bei der Brandenburger Basis? Von Tobias Hausdorf

Mittwochabend bei der SPD in Bad Belzig (Potsdam-Mittelmark): Gerade hat die Bundestagsabgeordnete Sonja Eichwede noch per Videocall Einblick in die Verhandlungen über den Koalitionsvertrag mit CDU und CSU gegeben. Nun diskutieren etwa zehn Mitglieder des Ortsverbands über das Ergebnis.

Die Grundstimmung: "Man hätte kaum etwas Besseres mit der CDU aushandeln können", sagt Gunther Haedke, 77 Jahre alt. Angesichts des Wahlergebnisses könne man mit dem ausgehandelten Ergebnis zufrieden sein, sagt auch Gustav Horn, ehemaliger VWL-Professor und heutiger Stadtverordneter Bad Belzigs.

Als größten Erfolg sieht er die Sicherung des Rentenniveaus: "Das ist ganz wichtig für viele Menschen, die in Rente sind oder bald vor dem Renteneintritt stehen." Das Rentenniveau ist laut Koalitionsvertrag bis 2031 bei 48 Prozent abgesichert. "Keine andere Partei wollte das", sagt Horn. An der Stelle hat sich die SPD durchgesetzt.

Übereinstimmung beim Bürokratieabbau

Auch dass Investitionen in die Infrastruktur und der Bürokratieabbau im Koalitionsvertrag festgeschrieben sind, findet die SPD-Basis in Bad Belzig positiv. Und stimmt dabei mit Laura Strohschneider, der Vorsitzenden der Jungen Union Brandenburg, überein.

"Beim Thema Bürokratieabbau ist viel enthalten, was der jungen Generation wichtig ist", sagt Strohschneider und freut sich darüber, dass es bei Formerfordernissen digitale Möglichkeiten geben soll.

Überhaupt trage das Vertragswerk eine konservative Handschrift, sagt sie. Zwar habe die SPD besonders bei den Ministerien "Punkte geholt", Strohschneider verweist aber auf die Reaktionen der Jusos, um deutlich zu machen, dass einiges im Koalitionsvertrag nicht den Wünschen der SPD-Basis entspricht.

Vor etwa zwei Wochen hatten die Brandenburger und Berliner Jusos den Koalitionsvertrag abgelehnt. Besonders die schärfere Migrations- und Flüchtlingspolitik regt die Jusos auf. Sie empfahlen ein Nein beim Mitgliederentscheid: Noch bis einschließlich Dienstag können alle gut 358.000 SPD-Mitglieder in Deutschland online über den Koalitionsvertrag abstimmen.

Miteinander aushalten und regieren

Die Bundes-CDU führt keinen solchen Mitgliederentscheid durch – trotz Stimmen aus Brandenburg, die genau das gefordert haben. Anfang April sorgte ein offener Brief des Kreisverbands Potsdam-Mittelmark für Furore.

Der Kreisvorsitzende Christian Große kritisierte darin die Entscheidungen zur Schuldenbremse und schrieb, ohne Mitgliederentscheid drohten "ein weiterer massiver Vertrauensverlust innerhalb der Mitgliedschaft – mit unabsehbaren Konsequenzen. Wir befürchten zahlreiche Parteiaustritte, die wir bis jetzt nur mit größten Anstrengungen verhindern konnten."

Davon ist bei einem Treffen der CDU-Basis der nordöstlichen Kreisverbände in Bernau (Barnim) wenig zu spüren: Hier blicken die meisten positiv auf den verhandelten Vertrag. Endlich gebe es die Chance, ordentlich in die Infrastruktur im ländlichen Raum zu investieren, sagt Ulrike Heidemann aus Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland).

Sie hofft, dass der Koalitionsvertrag die Finanzausstattung der Kommunen verbessert, "damit wir da auch wieder mehr anpacken können". Zum Beispiel digitale Infrastruktur und medizinische Versorgung. Das seien die Themen, die Menschen weiter draußen im Land täglich beschäftigen, sagt sie.

Gemeinsame Zukunft mit "Zähneknirschen"?

Natürlich gebe es weiterhin Streitpunkte, sagt Ulrike Mauersberger vom CDU-Kreisverband Barnim. Doch sie sehe den Willen, es die nächsten vier Jahre miteinander auszuhalten: "Wir werden gemeinsam, auch mal mit Zähneknirschen und Diskussionen um die politische Sache, diesen Koalitionsvertrag umsetzen und die politische Zukunft unseres Landes gestalten."

Eigene Positionen verteidigen, aber auch Kompromisse finden – dafür biete der Koalitionsvertrag eine gute Basis, heißt es auch bei der SPD-Runde am Mittwochabend in Bad Belzig. Jörg Breulmann, der seit 35 Jahren in der Partei ist, verbindet konkrete Hoffnungen mit dem Papier.

"Wenn wir das jetzt auch umsetzen, kommen wir auf jeden Fall zu einem guten Ergebnis", sagt Breulmann und ist optimistisch, dass so Randerscheinungen rechts wie links schmelzen werden.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 26.04.2025, 19:35 Uhr

Beitrag von Tobias Hausdorf

16 Kommentare

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  1. 16.

    Der Wald wurde immer kleiner, die Bäume wählten aber weiterhin die Axt, denn diese war schlau und konnte die Bäume davon überzeugen, daß sie wegen ihres hölzernen Stiels zu ihnen gehörte.

  2. 13.

    Der Umgang mit sozialschwachen hat sich doch schon lange erledigt. Es wird schon kräftig an den Mittelstand rum geschraubt, kaum noch einer ohne Existenzangst. Die 2 Klassengesellschaft ist noch nicht perfektioniert, da fehlen noch einige. Danach ist das regieren dann einfacher, wenn die Kapitalisten unter sich die Felle aufteilen.

  3. 12.

    Frau Strohschneider hat da vollkommen Recht, der Koalitionsvertrag trägt klar eine konservative Handschrift. Für sieben Ministerien gibt die SPD den letzten Rest klassisch sozialdemokratischer Positionen auf. Durch den Untergang der linken Parteien hat die Wählerschaft nur noch die Wahl zwischen unterschiedlichen konservativen und wirtschaftsliberalen Parteien von SPD über Grüne, CDU/CSU, FDP bis zur AfD. Große Unterschiede im Umgang mit sozial schwachen sind da nicht erkennbar.

  4. 11.

    Ich bin kein Freund der CDU, war ich nie. Aber Merz könnte der Partei schaden und ein Ausgang wie der SPD derzeit zur Folge haben. Soziales war nie die Ausrichtung der CDU. Wie sie das Christliche in ihrem Namen vertreten, sollen mir mal Christen mitteilen, ich habs nicht so mit der Religion. Wo sich Kirchengemeinden heute darin bemühen, gefallenen zu helfen, sehe ich nichts davon in der CDU vertreten.
    Bei Merz droht die Gefahr eine konservative Partei zu einer radikalen verkommen zu lassen. Aus Mitte-Rechts wird rechtsradikal und sozialkalt. Ich weiß nur nicht was mich mehr besorgt. Die besagte Partei und Ausrichtung oder die Wähler, die sie wählt.

  5. 10.

    Find ich gut, daß Sie sich drauf einigen! Das kann jetzt endlich mit der Arbeit losgehen und ich freu mich auf die neue Wohnungspolitik!

  6. 9.

    Ich bin guter Dinge , was den KoaVertrag betrifft! Man muß auch mal Vertrauen wagen! Die ewigen Nörgler bringen nichts zustande!

  7. 8.

    Was denn für ,,Friedensverhandlungen''? Da haben wir doch nichts zu melden, das macht Trump mit seinem großen Bruder Putin allein. Erzählen Sie nichts.

  8. 7.

    „ Die 4 Landtagswahlen plus der Berliner Wahl 2026 werden zeigen was der Wähler von
    der "großen Koalition" hält und wieviel Vertrauen die Parteien event. zurückgewonnen haben.“
    Und schon sind Sie dem Fehler aufgesessen, die die allermeisten Wähler aus Unkenntnis unserer demokratischen und förderalen Strukturen machen: Landtagswahlen und Bundestagswahlen haben politisch für den Einzelnen unterschiedliche Wertigkeiten! Die Landesregierung ist für das Wohl und Wehe konkret im eigenen Bundesland zuständig, nicht die Bundestegierung. Daher sollte bei einer Landtagswahl auch die Arbeit der Parteien im eigenen Bundesland beurteilt werden, nicht die Arbeit der Bundesparteien. Wer denkt, mit einer Landeswahl verpasst er der Bundesregierung einen Denkzettel, der sabotiert brauchbare Landespolitik durch dann falsch gemeinte Wahlergebnisse. Was brauchbare Landespolitik zukünftig ist, das muss dann jeder für sich entscheiden.

  9. 6.

    Die Mitglieder von schw./rot werden zustimmen und es gibt eine neue Regierung!

    Die 4 Landtagswahlen plus der Berliner Wahl 2026 werden zeigen was der Wähler von
    der "großen Koalition" hält und wieviel Vertrauen die Parteien event. zurückgewonnen haben.
    Sollten die Ergebnisse für schw./rot unbefriedigend sein wird das Klima in der Koalition wahrscheinlich rau werden.
    Ob das dann für 4 Jahre reicht bleibt abzuwarten!

  10. 5.

    Wer mit der Landesregierung in Brandenburg klar kommt, kann sich über dieses Angebot auf Bundesebene nicht beschweren. Viele notwendige Dinge werden nicht angegangen weil man Angst vor den Braunen hat. Für die spielen inhaltlich / sachliche Aspekte aber eh keine Rolle, für die ist es wichtig jammern und dagegen sein zu können. Wohin das führt kann man aktuell in den USA sehen, aber einen gedanklichen Transfer hin nach Deutschland zu vollziehen ist dann für diese Art von Wählern wohl doch zu komplex.

  11. 4.

    Kein Wort zur Aufrüstung bzw. Kriegstüchtigkeit, zu Friedensverhandlungen oder wo das Geld herkommen soll, was verpulvert wird. Einsparungen werden in Kürze kommen, braucht man doch die Kohle der ärmeren Menschen, um das alles zu finanzieren.

    Man wird sehen, ob diese "Koalition" die 4 Jahre überhaupt durchhalten wird. Nach Neuwahlen, werden diese beiden Parteien ihr blaues Wunder erleben, wenn dann überhaupt noch Wahlen möglich sind, werden wir doch bereits 2027 angegriffen - ganz sicher! Oder war es doch 2026 oder schon Ende dieses Jahres?

  12. 3.

    "Randerscheinungen" ist hier ein derart unscharfer Begriff, dass er nicht verwendet werden sollte. Was sind denn "Randerscheinungen" in diesem Zusammenhang? Es gab mal mal eine Musikgruppe, die hieß "Die Randfichten", der Name war wohl eher lustig gemeint.
    Klares Denken setzt klare Sprache voraus.

  13. 2.

    Die sogenannten "Randerscheinungen" werden im Gegenteil wohl er verstärkt werden, denn mit diesem Koalitionsvertrag kann der blau-braune Sumpf nur noch größer werden und Alle die nicht darin ertrinken wollen bleibt nach der 4 Jährigen Tauchfahrt statt den Grünen, die unter Umständen auch noch ins schwarz-rote U-Boot einsteigen werden, nur die Linke.

  14. 1.

    Ich glaube in erster Linie hält der Bürger nichts davon, man hat die Ampel abgewählt und wollte nicht die selben Loser wieder in der Verantwortung haben.

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